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aktualita MEMORY DEPOSIT06|03|2024 - 27|04|2024
Jilská 14, Praha

The MEMORY DEPOSIT exhibition is conceptually designed as an intuitive authorial mini-retrospective. It mixes references to civilization (antiquity) and persona! memory (references to the artist's mother and father).

Grand Skin

Visual sonic installation for ifa Gallery / Institut für Auslandbeziehungen, Berlin, 1995
ifa

Seit 1986 entstehen Bildinstallationen, die Sejn selbst „Prozeß-Bilder“ nennt. Damit betont er besonders den zeitlichen Faktor und den physischen Prozeß bei der Entstehung der Bilder. Diese Bildinstallationen bestehen aus mehreren gleich großen Teilen; es sind Polyptychen aus Filzmaterial. Er bearbeitet sie direkt in der Natur, in unmittelbarer Nähe der Pigmentquellen. Seine erste große Bildinstallation „Eisenspuren“ entstand in einer Höhle, in der es eine eisenhaltige Lösung gab. In sie tauchte er einzelne Filzstücke hinein, bis die Farbe in das Material einzog. In anderen Bildern behandelte Sejn die Oberfläche mit Schlamm, Holzkohle, Asche oder Pflanzen wie Weide, Holunder, Flechten, Pilze, Moos, Farn oder Kieferrinde. Dadurch bildeten sich verschiedene Farben. Die einzelnen gefärbten Teile setzte Sejn anschließend zu den verschiedenen Bildinstallationen zusammen.
Im Eingangsbereich der Ausstellung befindet sich eine solche Bildinstallation aus achtzehn Teilen mit dem Titel „Felsüberhang, Große Haut“. Milos Sejn fertigte sie alle an einem einzigen Tag, in einem kontinuierlichen Prozeß an. Zunächst zeichnete er intuitiv mit frisch hergestellter Holzkohle über die Bildflächen, die direkt auf Felsen lagen, so daß sich ihre Oberfläche abzeichnete. Es bildeten sich Linien und Zeichen, an manchen Stellen brannte die heiße Kohle ein plastisches Relief in die Oberfläche hinein. Es war ein langer Prozeß, eine physisch anstrengende Arbeit, die sich über mehrere Stunden hinzog, bis die Farbigkeit die richtige Intensität, die Struktur die überzeugende Dichte erreicht hatte. Sejn arbeitete dabei impulsiv in einem intuitiven Ablauf von Bewegungen. Das Ergebnis ist eine Synthese der körperlichen Anstrengung und der Formen und Farben eines bestimmten Ortes in der Landschaft. Sejns Bewegungen wurden zu Spuren, die Zeit als Ablauf von Handlungen sichtbar werden lassen. In diese Installation spielt Sejn verschiedene Geräusche von seinen Aufenthalten in der Natur ein: Knistern des Zweiges unter seinen Füßen, Fließen des Baches, Vogelstimmen, Geräusche bei der Bearbeitung der Bildoberfläche.

Extract from text by Simona Mehnert, Berlin, 1995

Grand Skin, 1995, pigments in the nonwoven fabric, sound, 285 x 570 x 95 cm

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Grand Skin
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